Was ist eigentlich passiert, wenn’s funktioniert?

Pfarrhäuser sind mehr als nur Dienstwohnung und Arbeitsplatz für Pfarrer und Pfarrerinnen, ihrer Familien bzw. Mitarbeitenden. Meist bieten sie auch öffentlichen Raum für die Kirchen- und Ortsgemeinde. So auch beim Pfarrhaus der Gemeinde Scheden-Dankelshausen in Niedersachsen: das 1870 errichtete Haus ist riesengroß, hat aber einen Innovationsstau. Viele der Räume im Erdgeschoss waren in einem derart schlechten Zustand, dass sie nur als Abstellräume nutzbar sind. Auch Fenster, Heizungs- und Sanitäranlagen befinden sich in schlechtem Zustand.

Auf dem Kirchengelände der Gemeinde finden durch das Jahr hinweg viele unterschiedliche Veranstaltungsformate statt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ideen und Wünsche für das dörfliche Gemeindeleben, welche ein renovierter Gemeinschaftsbereich im Pfarrhaus ermöglichen könnte. Mitte 2017 beschloss der Kirchenvorstand, einem drohenden Verkauf entgegenzutreten und die Gemeinderäume im Erdgeschoss grundlegend zu sanieren. Hierzu war eine umfassende Erneuerung von Haustechnik und Fenster sowie einige Reparaturen an der Fassade vonnöten. Das Ziel: ein Café für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, welches barrierearm erreicht werden kann. 

Alle Bilder (C) Tobias Lapp

Gelder für solche Sanierungsprojekte kommen meist aus vielen kirchlichen oder öffentlichen Töpfen. In dem vorliegenden Beispiel anfänglich aus einem Dorfentwicklungsprogramm (Zuschüsse 45 %), einer Zuwendung aus EU-Mitteln zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE), sowie aus Zuwendungen der Landeskirche Hannovers, des Kirchenkreises und Haushaltsmitteln bzw. Rücklagen der Kirchengemeinden Scheden-Dankelshausen-Mielenhausen und Trinitatis Jühnde-Barlissen-Meensen.  

2019 stand ein Budget, so dass der Kirchenkreis die Finanzierung für die großen Gewerke auf sicheren Beinen stehen sah. Die Gemeinde konnte das Projekt starten, mit großem  ehrenamtlichen Engagement vieler Seiten erfolgreich voranbringen und hofft auf einen baldigen Abschluss aller Arbeiten. Und darauf, dass sich damit nicht nur ein Sanierungsprojekt erfüllt, welches die Bürger und Bürgerinnen der Gemeinden mit dem örtlichen Handwerk zusammen erbracht haben, sondern auch ein Vertrauensprojekt gelingt, das die Rolle und Verständnis des Kirchengeländes als gemeinsamen Raums vertieft. 

 

 

Was waren die Erfolgsfaktoren? 

 

Vor allem: eine Person vor Ort zu haben, die sich nicht neben ihrer pfarrlichen Verpflichtungen oder aus der Distanz eines kirchlichen Bauamtes der Landeskirche, sondern sich – ehrenamtlich! – umfassend um alle Aspekte rund um die Sanierung kümmert und dabei den „Hut“ aufhat. 

 

Tobias Lapp, der Ehemann der Pfarrerin Anette Lapp, koordinierte Antragswesen, kirchliche Abstimmungen auf vielen Ebenen, Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro, Ausschreibungen und Beauftragungen des Handwerks und ehrenamtliches Engagement – und vor allem die Kommunikation untereinander. 

 

 

„Zu den unterschiedlichen Fördermitteln kamen noch Spenden und viel Eigenleistung aus den umliegenden Orten hinzu, die uns sehr geholfen haben. Anfang März 2020 haben wir zwei Ehrenamt-Tage veranstaltet, danach war in der Coronazeit oft nur noch Arbeit in kleinen Teams möglich. Insgesamt haben aber bisher um die 100 Leute ehrenamtlich ca 4000 Stunden bei der Renovierung mitgeholfen.“  

„Auch das Abstimmen von ehrenamtlichen Helfern und beauftragten Handwerkern ist sehr wichtig. Bei vielen Arbeitsschritten, die von Freiwilligen erledigt werden konnten – wie z. B.  Abrissarbeiten, Dämmung, Kabelverlegung, Demontage alter Heizungsrohre, Trockenbau, Bodenbelags-, Maurer-, Putz- und Malerarbeiten – standen uns neben dem Architekten Fachleute des örtlichen Handwerks beratend bei und haben Material zur Verfügung gestellt. So konnte auch mit kleinerem Budget gearbeitet werden, falsche Erwartungen oder Missverständnisse wurden vorgebeugt, und es konnte erreicht werden, dass ehrenamtliches Engagierte und Handwerker Hand in Hand arbeiten.“ 

 

„Wir haben soweit möglich örtliche und regionale Handwerksbetriebe angefragt. Wichtig ist bei der Vergabe auch, ein Fingerspitzengefühl zu entwickeln, dass nicht immer die gleichen, aber auch nicht jedes mal andere Betriebe genommen werden.“ 

„Wichtig war uns, viele unterschiedliche Personen um ihre ehrenamtliche Unterstützung zu bitten. Wir haben offen und wertschätzend Männer und Frauen, alt und jung direkt angesprochen – mit dem Wissen um ihr Können und unabhängig davon, ob sie eher kirchenfern sind oder schon in der Gemeinde tätig waren. Viele haben ihre Lieblingswerkzeuge eingepackt, sind gekommen und haben sich ans Werk gemacht. “

 

„Bei Renovierungsprojekten zu bedenken und zu moderieren sind manche unterschiedliche Dynamiken. Zumindest in der Coronazeit gab es eine langwierige Finanzabwicklung in kirchlichen Strukturen bei der Bezahlung der Handwerksrechnungen – bedingt durch Personalausfall und einem Rückstand in der Digitalisierung.  Auch sind Angebote vom Handwerk auf Grund von Preissteigerungen beim Material meist nur kurz gültig, innerkirchliche Entscheidungsprozesse und Vergaben dauern aber oft Monate.“